Was sind eigentlich Dokus?

Klar, jeder kann sich etwas unter dem Begriff Doku vorstellen. Aber wie lässt er sich genau definieren? Und was sind die Unterschiede zwischen Dokumentation, Dokumentarfilm und Reportage?

Schon der erste jemals gedrehte Film lässt sich als Doku bezeichnen: In La Sortie de l’Usine Lumière à Lyon von den Brüdern Lumière aus dem Jahr 1895 sieht man, wie die Mitarbeiter der Fabrik der Lumières das Fabriksgelände verlassen. Der Film ist übrigens nicht mal eine Minute lang.

Unter dem Begriff Doku werden meistens verschiedene Genres des Dokumentarischen zusammengefasst. Sie alle haben gemeinsam, dass sie nicht fiktiv sind, sie bilden also, einfach gesagt, einen Teil der Realität ab. Dokumentarische Formate können sich mit ganz unterschiedlichen Themen beschäftigen; beliebt sind zum Beispiel Themen wie Kultur, Tiere/Natur, Reise, Wissenschaft oder Politik/Zeitgeschehen. Wichtig ist, dass das, was gezeigt wird, authentisch erscheint.

Alles, was nicht fiktional ist, wird geläufig als Doku bezeichnet.

Dokumentarische Filme sollen uns Zuschauer*innen also die Realität etwas näherbringen. Wie genau sie das tun, hängt vom Genre ab. Ich habe hier einmal ein paar der wichtigsten Genres für euch zusammengefasst:

Dokumentation: Eine Dokumentation ist eher journalistisch ausgerichtet, sie nähert sich einem bestimmten Thema von einer These ausgehend und ordnet es in einen größeren Zusammenhang ein.

Reportage: Reportagen sind meistens eher subjektiv. Sie erzählen aus der Sicht des Reporters/der Reporterin, das heißt, der Reporter/die Reporterin beschreibt, was er/sie sieht und erlebt.

Dokumentarfilm: In Dokumentarfilmen gibt es meistens keinen Reporter/ Reporterin, der/die im Film auftritt, sondern der Film erzählt seine Geschichte alleine. Oft haben Dokumentarfilme Spielfilmlänge, aber sie können auch kurz sein. Eine bekannte Form des Dokumentarfilms ist das direct cinema: Hier wird versucht, so wenig wie möglich einzugreifen, die Realität soll möglichst unmittelbar gefilmt werden, ohne dass kommentiert oder bewertet wird. Der Filmemacher/Die Filmemacherin verhält sich wie eine Fliege an der Wand (fly-on-the-wall-Prinzip), die das Geschehen beobachtet.

Porträt: Unter einem Porträt versteht man eine Dokumentation oder Reportage, die sich auf eine oder mehrere Personen konzentriert.

Hinzu kommen verschiedene Mischformen aus dokumentarisch und fiktional, wie die Mockumentary, Doku-Soap oder Infotainment.

Für die verschiedenen Genres des Dokumentarischen gibt es keine eindeutigen, trennscharfen Definitionen, oft gehen mehrere Formen ineinander über und vermischen sich. Deshalb ist es nicht so einfach, einen Film einem bestimmten dokumentarischen Genre zuzuordnen.

Quellen:

Bondebjerg, Ib: Documentary and Cognitive Theory: Narrative, Emotion and Memory, in: Media and Communication, 2 (1) 2014, S. 13-22.

Wolf, Fritz: Alles Dokus – oder was? Über die Ausdifferenzierung des Dokumentarischen im Fernsehen, Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen 2003.

Wößner, Jitka A.: Dokumentation als (Re-)Produktion von Wirklichkeit. Eine vergleichende Betrachtung von Repräsentationsmodi dreier künstlerischer Arbeiten zum Thema Prekäre Arbeitsverhältnisse, in: Kunsttexte.de, Sektion Gegenwart, Nr. 2 2018.

https://www.movie-college.de/filmschule/dokumentarfilm/direct-cinema, abgerufen am 04.03.2020.

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