Im zweiten Quartal des Jahres habe ich insgesamt weniger Dokus geschaut als in den Monaten davor (was sich auch an den ausbleibenden Blogbeiträgen bemerkbar macht…). Vielleicht lag es am Wetter, oder einfach daran, dass ich durch die Uni und andere Dinge ziemlich beschäftigt war. Ein Blick in meinen Browser-Verlauf hat auf jeden Fall gezeigt, dass ich abends oft eher auf eine Serie oder einen Spielfilm zurückgegriffen habe als auf eine Dokumentation. Vor allem längere Dokus habe ich mir so gut wie keine angeschaut, sondern eher kürzere Formate wie die von Funk (Y-Kollektiv, Die Frage, …). Dennoch habe ich zehn Filme gefunden, die mir in den vergangenen drei Monaten besonders gut gefallen haben und die ich in diesem Beitrag empfehlen möchte.
1. Onlinedating – Wie geht verlieben in Coronazeiten?, WDR Doku, 2021, Länge: ca. 30 Minuten
Durch Corona erleben Dating-Apps einen Boom. Klar, die Möglichkeiten, Leute kennenzulernen, sind ja im letzten Jahr auch minimiert worden. Die Doku begleitet mehrere, ganz unterschiedliche Menschen, die auf der Suche nach einem/r Partner:in sind. Lebt vor allem von der sympathischen und offenen Art der Reporterin!
2. Schwarze Adler. Wie rassistisch ist der deutsche Fußball?, ZDF, 2021, Länge: ca. 100 Minuten
Normalerweise interessiere ich mich überhaupt nicht für Fußball, aber diese Doku hat mich trotzdem gefesselt. Wie der Name schon sagt, geht es um Rassismus im deutschen Profi-Fußball. Zu Wort kommen viele Fußballer:innen, unter anderem Steffi Jones, Jimmy Hartwig und Gerald Asamoah, die in ihrer Karriere Rassismuserfahrungen machen mussten bzw. müssen, und die von ihrer persönlichen Geschichte erzählen. Ein wichtiger Film, der nachhaltig im Gedächtnis bleibt!
3. Sekte Shinchonji? Was steckt hinter der koreanischen Neu-Religion?, Y-Kollektiv, 2021, Länge: ca. 30 Minuten
Von Shinchonji hatte ich vor diesem Film noch nie gehört – die christliche Neu-Religion (eigentlich eine Sekte) aus Korea rekrutiert seit einiger Zeit auch in Deutschland neue Mitglieder und verbreitet mehr als kritische Lehren. Reporter Tim Schrankel spricht mit Leuten, die Angehörige an Shinchonji verloren haben, und mit Aussteiger:innen.
4. 7 Tage…unter Dicken, hr, 2021, Länge: ca. 30 Minuten
Reporterin Antonia beschäftigt sich mit dem Bild, das unsere Gesellschaft von dicken Menschen hat, mit Vorurteilen, Selbstzweifeln und dem eigenen Körpergefühl. Ein sehr authentischer und spannender Film.
5. Adoption: Unser Weg zum Kind, WDR Doku, 2021, Länge: ca. 30 Minuten
In dieser dreiteiligen Mini-Reihe erzählen Eltern von Adoptivkindern ihre Geschichten. Filmisch unheimlich schön umgesetzt, kann man gar nicht anders, als alle drei Teile hintereinander zu schauen und mit den Protagonist:innen zusammen zu lachen und zu weinen.
6. Selektive Essstörung: Jeden Tag nur Kartoffeln essen, reporter, 2021, Länge: ca. 15 Minuten
Eine sehr kurze Reportage, die aber auf ein wichtiges und leider noch viel zu unbekanntes Thema hinweist. Luise hat eine selektive Essstörung, das heißt, sie kann sich nur von sehr ausgewählten Lebensmitteln ernähren. Essen ist für sie oft mit Angst oder Ekel verbunden.
7. Urlaub auf dem Hausboot: Wie geil ist das?, PULS, 2021, Länge: ca. 25 Minuten
Zugegeben, lernen kann man in diesem Film vielleicht nicht allzu viel, aber er ist einfach unterhaltsam und gehört damit auch in meine Top-10-Liste. Die zwei PULS-Reporterinnen Ariane und Nadine verbringen (gemeinsam mit einem dreiköpfigen Redaktions-Team) drei Tage auf einem kleinen Hausboot und dokumentieren ihre Reise.
8. Mit Spielzeug überschüttet – Was macht der Überfluss mit Kindern?, WDR Doku, 2021, Länge: ca. 45 Minuten
Welche Auswirkungen hat ein Spielzeug-Überfluss, wie er in Deutschland an vielen Stellen herrscht, auf die Umwelt und auf die Kinder? Zwei Familien starten ein zweiteiliges Experiment: Im ersten Teil dürfen ihre Kinder sich in einem Spielzeuggeschäft so viel Spielzeug aussuchen und mit nach Hause nehmen wie sie möchten. Im zweiten Teil wird sämtliches Spielzeug aus den Kinderzimmern geräumt, zum Spielen bleibt den Kindern nur ein Pappkarton und Stifte. Wie reagieren sie? Neben dem Unterhaltungsfaktor gefällt mir hier besonders der Informationsgehalt der Doku – die teils erschreckenden Zahlen und Fakten lassen einen auf jeden Fall nachdenklich zurück.
9. Missbrauch in der katholischen Kirche: Was geschah im Bistum Speyer?, Y-Kollektiv, 2021, Länge: ca. 45 Minuten
Die katholische Kirche gerät seit Jahren durch Missstände in Verruf. Insbesondere die schrecklichen Missbrauchsfälle und der schlechte Umgang der Kirche damit stehen in der Kritik. Diese Doku beschäftigt sich mit Verbrechen der katholischen Kirche, die im Bistum Speyer geschehen sind, und begibt sich auf Spurensuche. Kein einfaches Thema, aber umso wichtiger, dass man sich damit beschäftigt!
10. Freilerner & Schulverweigerer: Funktioniert Schule zuhause?, Y-Kollektiv, 2021, Länge: ca. 25 Minuten
Und noch ein Film vom Y-Kollektiv. Hier geht es um sogenannte Freilerner, die die Schulpflicht in Deutschland ablehnen und ihre Kinder zu Hause lernen lassen, je nach individuellen Interessen und ganz ohne Zwang. Kann das funktionieren? Die Doku lässt mich persönlich skeptisch zurück, ist aber wirklich sehenswert.